
Rewiew: The New Yorker – Buried Secrets
Der vom New Yorker veröffentlichte Artikel „Buried Secrets. How an Israeli billionaire wrested control of one of Africa’s biggest prizes“ ist meiner Ansicht nach einer der ausführlichsten und besten Artikel über das Minen-Business in Guinea seit langem. Der Autor, Patrick Radden Keefe, hat mehrere Monate für die Story recherchiert und mit fast allen Schlüsselfiguren gesprochen.
Korruption und dubiose Deals in Guineas Minensektor
Der Artikel geht den Enthüllungen und Gerüchten rund um die Vergabe der Konzessionen für die Simandou-Eisenerzmine nach, die insbesondere nach der Verhaftung eines Mittelsmanns der Beny Steinmetz Group durch das FBI im April ins Licht der Öffentlichkeit geraten waren. Die Beny Steinmetz Group (BSGR) des gleichnamigen israelischen Milliardärs scheint sowohl bei der Vergabe als auch nach dem Erhalt der Konzession Korruption und unlautere Tricks angewendet zu haben. So verkaufte BSGR 51% seiner Konzession ein Jahr nach deren Erhalt an das brasilianische Minenunternehmen Vale und profitierte davon erheblich:
In April, 2009, the Ministry of Mines in Conakry ratified the agreement with Steinmetz. A year later, he made a deal with the Brazilian mining company Vale—one of Rio Tinto’s chief competitors. Vale agreed to pay two and a half billion dollars in exchange for a fifty-one-per-cent stake in B.S.G.R.’s Simandou operations. This was an extraordinary windfall: B.S.G.R. had paid nothing up front, as is customary with exploration licenses, and at that point had invested only a hundred and sixty million dollars. In less than five years, B.S.G.R.’s investment in Simandou had become a five-billion-dollar asset. At that time, the annual bmastersudget of the government of Guinea amounted to just $1.2 billion.
Der Autor zeigt die Verwicklungen zwischen den Minenkonzernen und den vergangenen Regimen Guineas auf; das Ganze liest sich dabei wie ein elaborierter Polit-Thriller. Diamant-besetzte Uhren als Geschenke für Minister und Staatsbeamte, Verträge zwischen der vierten Frau des Langzeit-Herrschers Lansana Conté und BSGR – der Artikel beschreibt ein ausgeklügeltes System der Einflussnahme auf die Poltik Guineas durch BSGR, dessen Existenz Beny Steinmetz natürlich vehement abstreitet.
Alpha Condé als ehrlicher Kämpfer gegen die Korruption?
Angesichts der zwielichtigen Geschäfte, die besonders unter den Militärregimen der Vergangenheit abgewickelt wurden, wird der aktuelle Präsident Alpha Condé eher als Lichtgestalt im Kampf gegen die Korruption im Minensektor gesehen. Tatsächlich hat Condé bereits einiges bewegt: Mithilfe seiner vielen internationalen Ratgeber wie beispielsweise dem Philantrophen George Soros hat er eine Überarbeitung der Minengesetzgebung sowie Reviews aller existierenden Minenverträge eingeleitet; alle bestehenden Minenverträge wurden online veröffentlicht; und natürlich wurden Ermittlungen im Falle BSGR eingeleitet. Condés Bemühungen scheinen ehrlich gemeint; trotzdem bleibt es einen Mammutaufgabe, und Condé hat mit dem Erbe der Vergangenheit zu kämpfen.
It is no easy task to transform a country that is corrupt from top to bottom. During Condé’s first months in office, he performed a kind of triage. With the assistance of Revenue Watch—an organization, backed by Soros, that encourages transparency in extractive industries—Condé established a committee to inspect existing mining contracts and determine if any of them were problematic. He didn’t know Steinmetz—“I didn’t know any miners,” he said, with pride—but there were elements of the Simandou deal that appeared to warrant an investigation. “I found it a bit strange that they had invested a hundred and sixty million dollars and were going to earn billions,” Condé said. “It’s a little . . .” He smiled and gave a Gallic shrug.
Die Arbeit an der Reformierung des Minensektors wird für Condé zunehmend schwieriger. Bereits 2011 gab es einen Anschlagsversuch auf ihn, seine als unkorrumpierbar geltende Schatzmeisterin wurde bald darauf auf offener Straße erschossen und die Proteste der Opposition aufgrund der mehrmals verschobenen Parlamentswahlen degenerieren immer wieder zu Ausschreitungen. Laut Condé sind jedoch die derzeitigen innenpolitischen Unruhen von der BSGR orchestriert; das Unternehmen finanziere die Opposition. Africa Confidential zitierte in diesem Zusammenhang kürzlich eine Aussage von Condé, wonach er zu diesem Zeitpunkt noch keine Beweise vorlegen könne, er aber bald „große Neuigkeiten“ in der Affaire BSGR ankündigte. Angesichts der Enthüllungen über BSGRs Einflussnahme in Guinea scheinen Condés Anschuldigungen zumindest nicht vollkommen lächerlich, auch wenn sein eigener Umgang mit der Opposition die Situation wohl zusätzlich erschwert. Die Frage, ob Condé sich wohl lange genug an der Macht halten kann, um die Korruption in Guinea’s Minensektor nachhaltig bekämpfen zu können, hängt in der Luft.
Patrick Radden Keefes Artikel ist ein detaillierter, ausführlicher Bericht über Guineas Minensektor und ich kann allen, die sich für Guinea interessieren, nur wärmsten empfehlen ihn in ganzer Länge zu lesen.