
Portrait: Cellou Dalein Diallo, Oppositionsführer in Guinea
Nachdem wir letzte Woche den Präsidenten von Guinea, Alpha Condé, etwas näher betrachtet haben, hier etwas verspätet der zweite Teil der kleinen Akteursanalyse zum politischen Konflikt in Guinea. Heute: der ehemalige Premierminister und heutige Oppositionsführer Cellou Dalein Diallo.
Biographie von Cellou Dalein Diallo
Diallo wird 1952 in Labé (Region Moyenne-Guinée) als ethnischer Peul geboren. Der brilliante Schüler absolviert seine Schulausbildung in seinem Heimatort und später in der Hauptstadt Conakry, wo er schließlich auch die Universität besucht. Nach Abschluss seines Studiums in öffentlicher Verwaltung geht er zunächst ins Ausland, wo er für verschiedene Finanz- und Wirtschaftsinstitute arbeitet, u.a. für den Internationalen Währungsfond und die Federal Reserve Bank in New York.
1982 kehrt Diallo zurück nach Guinea, wo er weiterhin im Bankensektor tätig ist und bei der Zentralbank von Guinea schnell Karriere macht. 1996 schließlich tritt er als Minister für Transport, Telekommunikation und Tourismus unter dem Regime von Lansana Conté in die Politik ein. Schnell erwirbt er sich den Ruf als “Erbauer”, ein Technokrat, der Projekte schnell und effizient umsetzt.
2004 wird er von Lansana Conté zum Premierminister ernannt. Seine politische Priotität ist die Neuordnung der korrupten Verwaltung. 2006 wird er jedoch selbst aufgrund von Korruptionsvorwürfen und “grobem Fehlverhalten” als Premierminister entlassen. Was aus diesen Vorwürfen dran ist, ist aus heutiger Sicht wer zu sagen. Quellen berichten lediglich darüber, dass während dieser Zeit auch sein Verhältnis zu anderen Akteuren im Inneren von Contés Zirkel angespannt war. Diallo geht für zwölf Monate ins Exil, auch wenn er nach eigenen Aussagen immer ein gutes Verhältnis mit Conté behielt.
2007 tritt er in die Oppositionspartei Union des forces démocratiques de Guinée (UFDG) ein und wird deren Präsident. Nach dem Tod Contés 2008 wird Diallo von der Junta, die sich an die Macht geputscht hatte, drangsaliert. 2009 wird er bei einer Kundgebung der Opposition gegen die Präsidentschaftskandidatur von Moussa Dadis Camara im Stadion von Conakry, bei der Soldaten das Feuer eröffnen und ca. 157 Menschen sterben, schwer verletzt. Dies bringt ihm in der Bevölkerung viele Sympathiepunkte ein.
Bei den Präsidentschaftswahlen 2010 tritt er schließlich als Kandidat gegen Alpha Condé an. Anders als Condé kann er nicht mit seiner Vergangenheit als etablierter Oppositioneller punkten, der einen Schlussstrich mit den korrupten Regimen der Vergangenheit zieht – im Gegenteil ist er eher ein Vertreter der alten Elite und wird immer wieder mit Korruptionsskandalen in Verbindung gebracht. Vielleicht setzt er deswegen 2010 viel mehr als alle andere Kandidaten auf einen ethnisierten Wahlkampf und mobilisiert insbesondere seine eigene ethnische Gruppe, die Peul, um Stimmen zu gewinnen. Als das Ergebnis der Wahlen und Alpha Condés Sieg bekannt gegeben wird, protestierte Diallo wegen angeblicher Wahlfälschung.. Schließlich akzeptiert er das Ergebnis aber doch noch, lehnt ein Angebot Condés, eine Regierung der nationalen EInheit zu bilden, aber ab. Er zieht es vor, in die Oppositon zu gehen.
Aktuelle Allianzen und politische Prioritäten
Heute ist Diallo als erbitterter Gegner Condés als Oppositionsführer tätig. Seine Partei ist Mitglied im Oppositionsbündnis CPPFT, in der u.a. auch die Partei eines seiner wichtigsten Verbündeten, Sidya Touré, vertreten ist. Touré, Premierminister unter Lansana Conté, bezeichnete Diallo einst als “seinen besten Minister” und unterstützte ihn auch während der Präsidentschaftswahlen 2010.
Ansonsten ist leider wenig über Diallo’s Verbündete und seine Agenda bekannt. Es wäre interessant zu erfahren, wie Diallo von anderen wichtigen Oppositionellen gesehen wird und welche Kontakte er ausserhalb der Politik pflegt. Doch auch nach ausführlicher Recherche in öffentlich zugänglichen Quellen ist darüber nur wenig in Erfahrung zu bringen. Falls ihr mehr Informationen zu diesem Thema habt, lasst es mich wissen!
Was sagt das über die aktuelle politische Lage in Guinea aus?
An dieser Stelle soll die Frage, wer an dem derzeitigen Patt zwischen Regierung und Opposition schuld ist, wieder aufgenommen werden. Da leider nur wenig über Diallo’s Agenda und Verbindungen in Erfahrung zu bringen ist, ist die Frage leider immer noch nicht abschließend zu klären
Sicher ist jedoch, dass zwischen Diallo und Präsident Alpha Condé ein äusserst gespanntes Verhältnis herrscht: Condé wirft Diallo immer noch seine Vergangenheit im Regime des Dikators Conté vor; Diallo dagegen zweifelt immer noch am ehrlichen Wahlsieg Condés. Diese gegenseitigen Animositäten machen den politischen Dialog mit Sicherheit nicht einfacher. Die Stimmung zwischen Regierung und Opposition ist von äusserstem Misstrauen geprägt. Auch wenn keine der beiden Parteien den Dialog absichtlich zu erschweren versucht, sind in dieser Atmosphäre konstruktive Gespräche nur schwer möglich.
Welche Konsequenzen kann man daraus ziehen? Können die Vermittler, die nun eingesetzt werden sollen, die Lage entspannen? Was sind eure Gedanken zu dem Thema?