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Das Ende der Operation Licorne

Die seit 2002 in der Côte d’Ivoire stationierten französischen Truppen, die unter dem Namen Operation Licorne in den ivorischen Bürgerkrieg eingriffen, sollen laut dem französischen Verteidigungsminister umstrukturiert werden. Anlass genug für einen Rückblick auf die Geschichte der nicht immer unumstrittenen Operation Licorne in Côte d’Ivoire.

Die Operation Licorne wurde nach dem Beginn des ivorischen Bürgerkriegs 2002 auf der Grundlage eines Verteidigungsabkommen zwischen Frankreich und Côte d’Ivoire aus dem Jahr 1961 nach Côte d’Ivoire entsandt. Die französischen Truppen positionierten sich zwischen den Rebellen und Regierungstruppen. Insbesondere die ivorische Regierung kritisierte Frankreich heftig dafür, dass sie nicht dabei half, die Rebellion niederzuschlagen, sondern sich stattdessen als Mediator für die Friedensverhandlungen zwischen den Rebellen und der Regierung engagierte.

Nach dem Friedensvertrag von Linas-Marcoussis überwachte die Operation Licorne zusammen mit der 2004 eingerichteten UN-Friedensmission UNOCI die Einhaltung der „Vertrauenszone“, einer demilitarisierten Zone zwischen dem von den Rebellen gehaltenen Norden und dem von der Regierung kontrollierten Süden des Landes.

Auseinandersetzung zwischen den Forces Licornes und ivorischer Bevölkerung

Im November 2004 brach die ivorischen Regierung die Waffenruhe und griff mehrere Stellungen der Rebellen im Norden des Landes an. Die Luftwaffe der Regierung griff dabei auch einen Stützpunkt der Operation Licorne in Bouaké an, 9 französische Soldaten und ein amerikanischer Zivilist starben. Obwohl die ivorische Regierung immer wieder beteuerte, der Angriff auf die französische Stellung sei ein Versehen gewesen, beharrte Frankreich darauf, dass die Stellung bewusst angegriffen geworden sei. Die Forces Licorne reagierte mit einem Gegenschlag und zerstörte  die gesamte ivorische Luftwaffe.

Die Ereignisse lösten einen Sturm von Protesten und anti-fanzösischer Gewalt, insbesondere in Abidjan, aus. Von der Regierung unterstütze und aufgestachelte Milizen, wie etwa die Jeunes Patriotes, griffen die Häuser von im Land lebenden Franzosen, französische Schulen und Unternehmen an  – eine der größten Evakuierung von Ausländern aus einem Land begann. Am Flughafen von Abidjan lieferten sich die Französischen Truppen Kämpfe mit ivorischen Truppen. Als die Protestanten sich vor dem Hotel Ivoire, dem Stützpunkt der Force Licorne, versammelten, eröffneten die französischen Truppen das Feuer auf die Menge. Nach französischen Angaben starben dabei 20, nach ivorischen Angaben 60 Personen. Frankreich gab klar dem ivorischen Präsidenten Gbagbo die Schuld an der Eskalation. Später wurden einige Angehörige der ivorischen Armee für die Angriffe verurteilt. Bis 2008 normalisierten sich die Beziehungen zwischen Frankreich und Côte d’Ivoire wieder.

Ouattara’s Freunde

In der Krise nach den Präsidentschaftswahlen 2010 stellte sich die Operation Licorne auf die Seite des international anerkannten Wahlsiegers Alassanne Ouattara und leistete der Rebellenarmee FRCI logistische Hilfe und Luftunterstützung beim Vormarsch auf die Residenz von Laurent Gbagbo. In enger Zusammenarbeit mit UNOCI sicherten sie somit das Land für den heutigen Präsidenten Alassanne Ouattara.

Nun werden die Forces Licornes umstrukturiert und in die neue Militärstruktur Frankreichs auf dem afrikanischen Kontinent eingegliedert. Ab dem 1. Januar sollen die französchen Truppen in der Côte d’Ivoire unter dem Namen Forces Français en Côte d’Ivoire (FFCI) als Basis für konventionelle Truppen zum schnellen Einsatz bei Krisen auf dem Kontinent zur Verfügung stehen, sowie logistische Unterstützung für die Operationen der französischen Armee im Sahel im Kampf gegen den Terrorismus leisten. Der Stützpunkt in Abidjan soll dafür von derzeit 450 auf bis zu 800 Mann aufgestockt werden.

Trotz der Umdefinition ihrer Aufgaben werden die FFCI jedoch im Notfall auch weiterhin die UNOCI bei der Friedenssicherung in Côte d’Ivoire unterstützen können. Vor dem Hintergrund der 2015 anstehenden Präsidentschaftswahlen ist es aber durchaus interessant, wie sich die französische Regierung demonstrativ von der Aufgabe der Friedenssicherung im Land entfernt. Dies kann als Zeichen dafür gesehen werden, dass Paris sich ziemlich sicher ist, dass Alassanne Ouattara die Zügel in Côte d’Ivoire fest in der Hand hat und es 2015 nicht zu größeren Konfrontationen zwischen den Anhängern des abgesetzten Präsidenten Gbagbo und der Regierung Ouattara kommen wird. Gleichzeitig ist die anhaltende Kooperation im militärischen Bereich ein Indikator für die anhaltend guten Beziehungen zwischen Frankreich und Côte d’Ivoire, die unter Laurent Gbagbo stark gelitten hatten.