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Côte d’Ivoire: Angriff auf die Pressefreiheit?

In den vergangenen Wochen gab es mehrere Angriffe auf Journalisten in der Côte d’Ivoire. Ist die Pressefreiheit im Land in Gefahr?

Désiré Oué, Chefredakteur der Zeitschrift „Tomorrow Magazine“, wurde vergangene Woche in seinem Haus von bisher noch unbekannten bewaffneten Männern erschossen. Die Angreifer haben nach Medienberichten verschiedenen Dokumenten sowie seinen Computer aus dem Haus enwendet. Oué war vor der Wahlkrise 2011 beim staatlichen Radio und Fernsehen (RTI) angestellt, und wurde nach der Krise wie viele andere pro-Gbabgo-Journalisten entlassen.

Ebenfalls vergangene Woche wurde Dieusmonde Tadé, ein Journalist der Tageszeitung „Noveau Réveil“ (der Partei PDCI nahestehend), entführt, und tauchte erst Anfang dieser Woche 50km ausserhalb von Abidjan wieder auf. Zuvor hatte er bereits Morddrohungen erhalten, nachdem er einen Artikel veröffentlicht hat in welchem er beschrieb, wie ein ehemaliger Warlord aus dem pro-Ouattara-Lager zum Kommandaten in der regulären ivorischen Armee geworden ist.

Bisher ist unklar, wer hinter den Angriffen auf die Journalisten steckt und ob es sich in beiden Fällen tatsächlich um Taten mit politischen Hintergründen handelt, auch wenn pro-Gbagbo-Anhänger bereits den Zeigefinger auf die Regierung und pro-Ouattara-Anhänger richten. Ob nun pro-Ouattra-Kräfte hinter den jüngsten Angriffen stecken oder nicht, unbestreitbar ist, dass sich die Ouattara-Regierung in Sachen Pressefreiheit bisher nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Nach dem Ende der Wahlkrise 2011 ging die Regierung vor allem gegen pro-Gbagbo Jouranlisten und Medien vor, Ende 2012 suspendierte die Regierung die Publikation von mehreren oppositionsnahe Zeitungen für sechs Tage. Mehrere oppositionsnahe Journalisten wurden festgenommen, darunter der Verleger Ousmane Sy Savané, der mehrere Oppositionszeitungen herausgab. Er blieb mehr als ein Jahr inhaftiert, ohne dass stichfeste Beweie für seine Anklage vorgelegt wurden. Erst im Mai 2013 wurde er vorläufig freigelassen. Die amerikanische Organisation Freedom House bewertet die Presse in Côte d’Ivoire unter Ouattara, wie zuvor schon unter Laurent Gabgbo, als nicht frei.

Die neuesten Angriffe auf Journalisten sind beunruhigende Vorfälle, und sind, falls es sich tatsächlich um politisch motivierte Taten handelt, eine neue Dimension der Unterdrückung der Presse in Côte d’Ivoire unter der Regierung Ouattara.